(Ich dachte, es passt zum Thema "Drachen" am Besten.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
Vielleicht lernt ihr mich dadurch ein wenig näher kennen.
fg Auru
Hiermit erteile ich der Administration dieses Forums die Genehmigung meine Werke hier zu zeigen.
Falls jemand meine Werke (Bilder, Geschichten, etc.) für gut befindet und diese für private Zwecke nutzen möchte, so möge sich derjenige bitte vorher an mich wenden, danke.
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Einer neuen Zukunft entgegen
Ein paar Tage Erholung hatte der Arzt gemeint, das würde mir gut tun, nach all der Aufregung. Also habe ich brav meine Koffer gepackt und bin hierher an die Nordsee gefahren.
Um nicht zu sehr aufzufallen habe ich, wie fast alle hier, öffentliche Verkehrsmittel gewählt. Obwohl mir die vielen Menschen und der Zeitdruck zu wider sind, hatte ich doch bis zur Ankunft tapfer durchgehalten. Erst auf meinem Zimmer erlaubte ich mir durchzuatmen, und die Anspannung des Tages fiel etwas von mir ab.
Während ich im Bad meine Utensilien auspackte, sah ich zum ersten Mal seit Stunden wieder bewusst in einen Spiegel. Für einen Moment hielt ich inne und betrachtete mein Spiegelbild eingehend. Nein, da gab es keine Auffälligkeiten. Obwohl ich unterwegs immer wieder den Eindruck hatte, dass mich alles anstarrte... ich sah aus wie immer... na ja, vielleicht etwas abgekämpfter als sonst.
Mir schaute eine brünette jugendliche Frau entgegen, zwar etwas müde, aber sonst nichts auffälliges. Dabei hatte ich erst vor einigen Tagen dieses seltsame Erlebnis, das mich veranlasst hatte einen Arzt aufzusuchen. Ich hatte das beherrschende Gefühl verrückt zu werden. Ich meinte plötzlich, dass mir meine Haut zu eng wäre. Es fing damit an, dass es auf meinem Rücken zwischen meinen Schulterblättern zu jucken anfing. Auch sah ich „wie aus großer Höhe“ auf alles hinunter – es fiel mir sogar schwer zu laufen. Ich hielt das alles für Sinnestäuschungen und Tagträume – ich und ein Drache...
Natürlich ging ich, wie es sich geziemt, zum Arzt, der mich zunächst ungläubig ansah, und dann logisch fragte, wann meine letzte Auszeit gewesen sei. Natürlich war mein letzter richtiger Urlaub schon geraume Zeit her, eigentlich sogar über fünf Jahre, so dass die Diagnose für den Arzt recht einfach erschien.
Zusätzlich vor dem Besuch beim Arzt hatte ich auch das elektronische weltweite Netz durchstöbert, nach allem, was mit meinen Symptomen und dem Gefühl, ein Drache zu sein, zusammen hängen könnte. Ich war auf seriös erscheinenden Seiten, aber auch auf mysteriösen oder gar dubiosen Seiten gelandet. Auf einigen Seiten las ich sogar über Menschen, die meinten, nicht im richtigen Körper zu stecken. Je mehr ich las, desto weniger begriff ich meine eigene Situation. Was hatte das alles mit mir zu tun? Oder bildete ich mir alles nur ein?
Um mehr zu erfahren, hatte ich mich zunächst auf einigen Seiten mit dem Alias „Albino“ angemeldet. Das erschien mir logisch, ich kam mir schließlich ebenfalls andersartig vor - und wurde dennoch freundlich, teils sogar herzlich, begrüßt... und Kontakt wurde mir ebenfalls sofort angeboten. Aber alles ging so rasant schnell. Viel zu schnell.
Ich brauchte Abstand.
Ich sollte wirklich alles einmal setzen lassen.
Jetzt, nachdem ich eine ganze Prozedur an Terminen, Untersuchungen und Formularen hinter mir hatte, war ich also hier zur Kur angemeldet und sollte zu mir selber finden, wie der Arzt gemeint hatte. Wie sehr er mit diesem Satz Recht haben sollte, begriff ich auch erst viel, viel später.
Mein Spiegelbild starrte mich immer noch an, müde, gestresst und abgekämpft, auch wegen meiner noch nicht zu kontrollierenden Empathie. Aber ich musste noch einmal zu den anderen, zur Begrüßungsrunde und zur Hausbesichtigung. Ich ermutigte mich selber: „Steffi Reimor, das bisschen schaffst du nun auch noch, du bist schon so weit gekommen.“
Die Gefühle, die mir kurz darauf, bei der Begrüßung, entgegen schlugen, waren ganz unterschiedlicher Art und hatten nichts mit mir zu tun. Erst als es mir gelungen war, meine Blockade zu errichten, ging es mir wieder besser. Das war auch so etwas, neuerdings konnte ich die Gefühle anderer aufnehmen... leider konnte ich es noch nicht kontrollieren. Am Ende des Tages war ich froh, in ein – wenn auch hartes – Bett zu sinken und schlafen zu dürfen.
Der Klinikalltag hatte mich sofort eingeholt. Nur gut, dass ich nicht ganz allein war. Jemand hatte mir angeraten, für alle Fälle mein Notebook mitzunehmen. „Es könnte gut sein, dass du Hilfe brauchst, dann scheue dich nicht, auch zu fragen.“
Schöne Worte, nur wen sollte ich fragen und wem vertrauen? Die Leute in den Foren waren mir alle noch fremd. Ich beschloss, diese Frage zurück zu stellen und später zu klären. Vielleicht renkte sich auch so alles wieder ein...
(Fortsetzung...)